10. Die Verwendung von H-SOZ-U-KULT sowie H-Net und ihre Ergebnisse

Bei meiner Recherche mittels H-SOZ-U-KULT habe ich zur Stichwortkombination Kartographie/Iberische Halbinsel/ Mittelalterliche Geschichte folgende zwei Tagungsberichte gefunden, wobei der erste Bericht drei sehr interessante Beiträge enthält:

1. Von Mozarabern zu Mozarabismen? Zur Vielfalt kultureller Ordnungen auf der Iberischen Halbinsel im Mittelalter (2011) mit dem spannenden Ansatz von:

PETER BRUNS (Bamberg): In Auseinandersetzung mit der These, die auf der Iberischen Halbinsel im 8. Jahrhundert heftig umstrittene adoptianistische Christologie sei auf islamische Einflüsse zurückgegangen, beschäftigte er sich mit deren Vorläufern aus der Zeit vor der muslimischen Invasion von 711. Anhand patristischer Quellen zeigte er auf, dass die Wurzeln des Adoptianismus in der vorchalzedonischen Christologie und dem Pränestorianismus lagen, die auf der Iberischen Halbinsel nie völlig verschwunden seien. Die in den Quellen des 8. Jahrhunderts greifbare Darstellung des Adoptianismus als Neuerung sei deshalb als Topos zu verstehen.

So läßt sich die Position Beatus von Liébana und seine Motivation die Apocalypse-Kommentare zu verfassen unter einen neuen Licht betrachten, ebenso wie der Beitrag:

CHRISTOFER ZWANZIG (Erlangen) referiert zum Thema Fremd- und Selbstwahrnehmung und zeigte dabei anhand der überwiegend urkundlichen und inschriftlichen Quellen auf, dass christliche Migration aus al-Andalus keineswegs zwangsläufig als Flucht, sondern beispielsweise auch als gottgelenkte Übersiedlung zur Erneuerung von Klöstern betrachtet werden konnte. Auch wenn in den Quellen das Bewusstsein der Mönche greifbar werde, sich zwischen unterschiedlichen Räumen zu bewegen, so seien weder der muslimische noch der christliche Herrschaftsbereich in den Quellen eindeutig konnotiert gewesen. Besonders deutlich zeigten die Verweise der Mönche auf ihre Herkunft aus Córdoba, dass selbst auf das politische und religiöse Zentrum des muslimischen Herrschaftsbereichs positive Bezugnahmen möglich waren, die freilich im Verlauf des Mittelalters in unterschiedlichen historischen Kontexten neu gedeutet wurden.

Auch der folgende Beitrag könnte für meine Arbeit ein vertiefender Aspekt sein:

Arabische Glossen in lateinischen Handschriften der Iberischen Halbinsel waren das Thema des Vortrages von CYRILLE AILLET (Lyon). Auf Grund paläographischer Befunde, vor allem aber wegen innerer Differenzen der Glossen plädierte Aillet dafür, dass die Glossen anders als bislang angenommen nicht in einem einheitlichen Toledaner Umfeld entstanden. Vielmehr ließen sich innerhalb der Handschriftengruppe neben Toledaner Dokumenten des 11.-13. Jahrhunderts Codices finden, die in al-Andalus kopiert und glossiert wurden und später in den christlichen Norden gelangten. Teils seien die Glossen oder sogar die gesamte Handschrift im christlichen Herrschaftsbereich der Iberischen Halbinsel entstanden. Die Glossen seien unter linguistischen Aspekten, vor allem aber wegen ihrer vielfältigen Funktionen bedeutende Zeugnisse von Arabisierungsprozessen im muslimischen wie im christlichen Herrschaftsbereich der Iberischen Halbinsel.

Und selbstverständlich auch:

STEFAN SCHRÖDER (Kassel) referierte zum Thema Kartographie und Raumvorstellungen spanischer Karten vom 9. bis 12. Jahrhundert. Er interpretierte die Karten, darunter Beatuskarten und die sogenannte Andalusienkarte, als Produkte kulturellen Wissens und dynamische Zeichengefüge, die durch die selektive Auswahl und Platzierung von Symbolen kulturelle Räume erst konstruieren und damit sinn- und ordnungsstiftend wirkten. Deutlich würden dabei höchst variantenreiche Raumkonzepte: Teils seien die sich politisch wandelnden Herrschaftssysteme aus einer rein christlichen Perspektive berücksichtigt worden, während man andere Religionsformen und interkulturelle Verhältnisse negierte. Umgekehrt fänden sich aber auch herausragende Beispiele einer hybriden Mischung von transkulturellen Wissensbeständen.

Quelle der Zitate: Tagungsbericht Von Mozarabern zu Mozarabismen? Zur Vielfalt kultureller Ordnungen auf der Iberischen Halbinsel im Mittelalter. 17.02.2011-19.02.2011, Erlangen, in: H-Soz-u-Kult, 07.06.2011, id=3681> (eingesehen am 13.06.2012).

Aber wie komme ich jetzt an diese Tagunsgberichte heran? Da werd ich mich mal auf die Suche machen müssen…

2. Ein weiterer Tagungsbericht über KartenWissen: Territoriale Räume zwischen Bild und Diagramm (2010) ist für mein Thema eigentlich nicht so interessant, zumal ich den Vortrag von Anne-Dorethea von den Brincken bereits in ihren Büchern gelesen habe.

Auch der Tagungsbericht aus 2006, unter dem Stichwort Beatus von Liébana über Europa im Weltbild des Mittelalters: Kartographische Konzepte birgt nichts Neues:

Ingrid Baumgärtner, Kassel („Das Bild Europas in Weltkartenserien“), betrachtete die Veränderungen im Europabild bei der Abgrenzung gegenüber Asien, hinsichtlich der Selektionskriterien und der graphischen Umsetzung des Wissens in zwei Weltkartenserien, deren einzelne Exemplare trotz der Einbindung in einen gleichbleibenden Text und Überlieferungszusammenhang immer wieder modifiziert wurden. Die Analyse richtete sich auf die 16 im hochmittelalterlichen Spanien bzw. Südfrankreich gefertigten Weltkarten im Apokalypsenkommentar des Beatus von Liébana und auf die 21 im spätmittelalterlichen England entstandenen Weltkarten zum Polychronicon des Benediktiners Ranulf Higden. Als Ergebnis ist festzuhalten, dass die Auswahl der Karteninhalte zwar einem Grundrepertoire an Einträgen innerhalb des Kartentyps folgte, aber die Umgestaltungen und Ergänzungen in Europa häufig einem Bedürfnis nach regionaler Erfassung oder nach aktualisierender Aneignung kultureller und religiöser Grenzräume entsprangen, wobei die Visualisierungen in Form (Kreis, Oval oder Mandorla), Raumaufteilung und Ausstattung recht flexibel angepasst werden konnten. Dies bedeutet, dass in Zukunft noch viel stärker die gesellschaftlichen und kulturellen Rahmenbedingungen zu erforschen sind, um die inhaltlichen Aussagen von Karten zu dechiffrieren.

Quelle: Tagungsbericht Europa im Weltbild des Mittelalters: Kartographische Konzepte. 15.06.2006-17.06.2006, Nürnberg, in: H-Soz-u-Kult, 31.08.2006,id=1305>, eingesehen am 13.06.2012.

Unter dem Stichwort Mappae mundi fand ich die Zeitschrift für Historische Forschung 32 (2005), 2 und darunter die Buchbesprechung von Klaus Herbers zu dem Buch der mir schon fast liebgewonnene Autorin Brigitte Englisch „Ordo orbis terrae. Die Weltsicht in den „Mappae mundi“ des frühen und hohen Mittelalters“, also auch nichts Neues.

Die Suche bei H-Net unter der Kategorie Book Reviews ergab für weder für Beato de Liébana noch für Beatus von Liébana einen Treffer, auch nicht für Mappae mundi.

In der Kategorie Discussion Networks fand ich mit dem Stichwort Mappae mundi einen Rezensions-Beitrag von Keith Lilley über das Buch von Kathy Lavezzo zur Etymologae des Isidors von Sevilla und seiner darin dargestellte Geographie. Für mein Thema der Beatus Karten zwar grundsätzlich ok, aber eben nur Basislektüre.

In der selben Kategorie fand ich noch unter dem Stichwort Liébana noch einen Eintrag über ein Mittelalter-Symposium in Paris 2009 mit folgendem interessanten, Beitrag:

The image of France in a French mappamundi of the Commentary on the Apocalypse of Beatus of Liebana Sandra Sáenz-Lopez-Perez, Universidad Computense de Madrid

Quelle: H-SOZ-U-KULT und mehr Informationen unter www.ims-paris.org/Symposium.

In der Kategorie Web Pages waren mit meinen üblichen Stichwörtern gar keine Treffer zu erzielen.

Zusammenfassend kann ich sagen, dass meine Suche doch einige sehr brauchbare Ergebnisse gebracht hat und dass ich gelernt habe, mein Stichwortwahl der jeweiligen Suchmaschine anzupassen. Als nächsten Schritte sehe ich für mich jetzt die Suche nach den bereits oben genannten interessanten Beiträgen, um sie näher studieren zu können.

9. Wie ertragreich war meine Suche und wie schätze ich die Ergebnisse ein

Die Recherche mittels Google war zwar auf den ersten Blick leicht bzw. es kamen zu dem ersten Stichwort Beatus von Liébana gleich eine Fülle von Verlinkungen (etwa 48.000 Ergebnisse), von den Ergebnissen unter Google books oder Google Bilder ganz zu schweigen. Auch zu den anderen Stichworten Mittelalterliche Weltkarten, Radkarten und Mappae mundi prasselten Unmengen an Möglichkeiten auf mich ein und ich fühlte mich etwas überfordert. Es dauernte doch weit mehr als eine Stunde, das Meiste zu sichten und nach brauchbaren Details zu durchforsten. Dafür aber waren die Ergebnisse sehr interessant!

Zu den Stichworten Mittelalterliche Weltkarten, Radkarten, Mappae mundi und Beatus von Liébana in den fachspezifischen Datenbanken kam es zu teilweise sehr unterschiedliche Ergebnissen:

@Historical Abstracts war es mühsam, den zuerst galt es wieder alle möglichen Stichworte durch- bzw. abzuarbeiten, um zu einigen wenigen Ergebnissen zu kommen.

@Österreichische Historische Bibliographie: Zu Mappae mundi gab es gar keine Treffer, auch nicht zu den Stichworten Mittelalterliche Weltkarte oder Radkarte, zu Beatus von Liébana immerhin zwei Treffer.

@Historische Bibliographie Online waren unter Mappae mundi fünf sehr interessante Treffer dabei, zu Radkarte nix, zu Mittelalterliche Weltkarte immerhin ein Treffer und zu Beatus Liébana ganze drei sehr interessante Treffer.

@IBZ Online konnte ich nur acht Referenzen über Beatus von Liebana lukrieren und davon war ein Treffer super.

Zusammenfassend kann ich sagen, dass eine Google Suche ins Blaue hinein mit ersten Themen-Stichworten sicherlich sehr sinnvoll sein kann, zumal man dadurch einen guten Überblick bekommen kann, was zum gesuchten Thema so im Netz publiziert wird. Da gibt es durchaus spannende Blogs, Foren und eigene Projekt- oder Fanhomepages.  Auch Bildmaterial und Bücher sind vorab schon mal interessant zu sichten.

Aber für die Detailarbeit empfehlen sich die fachspezifischen Datenbanken, denn  nur so kann man einen vertiefenden Blick auf den aktuellen Stand der Publikationen von wissenschaftlichen Forschungen werfen, die das eigene Thema betreffen.

Jedenfalls ist das um und auf das STICH- oder SUCHWORT! Ohne dem landet man auf Google im verlinkten Chaos und in den fachspezifischen Datenbank schnell bei den 0 Treffer-Quoten.

8. Meine Arbeit über Mappae mundi bzw. Beatus von Liébana auf Moodle Wiki

Abbildung 1: Die Karte der Iberischen Halbinsel mit den bedeutendsten Orten für die Geschichte der Beatus-Handschriften[1]

Mappae Mundi:

Die Kartographen Hispaniens
zwischen dem 6. und 14. Jahrhundert

 Einführung

Im Rahmen der Lehrveranstaltung zu geschichtswissenschaftlichen Arbeitstechniken soll in dieser schriftlichen Arbeit das Augenmerk auf die ersten mittelalterlichen Weltkarten, insbesondere jene Mappae Mundi, die auf der iberischen Halbinsel entstanden, gelegt werden.

Die Autorin hat sich u.a. gefragt, woher das kartographische Wissen stammt und welche Rolle spielte dabei die Entwicklung des Christentums. Denn da sie weder zur Orientierung im geographischen Raum angefertigt wurden, noch Handels- oder Reisewege verzeichneten, was war dann der Inhalt und Zweck mittelalterlicher Weltkarten und wieso war ausgerechnet die iberische Halbinsel der Geburtsort erster frühmittelalterlicher bzw. spätantiker Weltkarten und warum waren die ersten hispanischen Kartographen Kleriker.

Konkreter soll auch auf die Frage eingegangen werden, wieso die Beatus-Karte so großen Erfolg hatte bzw. welche politischen Ziele sie verfolgte.

Warum floss das Knowhow der frühmittelalterlichen Weltkarten nicht in die späteren Darstellungen katalonischer oder mallorquinischer Kartenwerke?

Warum verloren klösterliche Schreibstuben im Hochmittelalter ihren Einfluss über die Kartenherstellung zugunsten von Ausbildungsstätten weltlicher Kartographen?

Die ersten christlich geprägten Weltkarten waren bewusst ganz im damaligen Weltgeist der Apokalypse, dem Weltuntergang, entstanden und dienten der individuellen Seelenreise. Sie waren sozusagen ein spiritueller Kompass, eine Orientierungshilfe für den gläubigen Christen der Bildungseliten in unruhigen Zeiten.

Die spätantike Weltordnung brach auseinander und die Völkerwanderung trieb ihre Stämme zweihundert Jahre lang über den europäischen Kontinent. Während die römische Verwaltung im Kampf um Gold und Boden unterging und sich dabei die Barbarengents ans Sesshaftwerden machten, füllte die geistliche Oberschicht das Verwaltungsvakuum in den Städten.

Um ihren weltlichen Machtanspruch gegenüber den neuen Herrschereliten über Grund, Handelsgüter und Menschen geltend zu machen, wurde dieser auf christlich-spiritueller Ebene mittels Schrifttum gerechtfertigt. Die geistlichen Eliten durchtränkten all ihr Tun zum Wohle der Menschheit mit biblischen Welterklärungen und vermittelten dieses spirituelle Weltbild in Bildern und Karten. Man grenzte sich gegenüber dem antiken, heidnischen Wissen ab. Das innere, spirituelle Erleben der Welt entsprach dem äußeren Leben im geographischen Raum, in der realen Wirklichkeit.

Mit dem Zurückdrängen des Machtanspruchs der katholischen Kirche, schufen sich die weltlichen Bildungseliten ihren eigenen geistigen Raum, um die Welt selbst zu erforschen und um sich ein eigens Bild machen zu können. Mit der Entdeckung naturwissenschaftlicher Methoden und Gesetze, sowie dem Erfinden von technischen Instrumenten gelang dann im Spätmittelalter die endgültige Ablösung vom klerikalen Weltbild.

Die religiös motivierte Innenschau wurde zu einem persönlichen spirituellen Erleben und stand bald im Gegensatz zu einer realen, materiellen und brutalen Wirklichkeit mit weltlichen Hierarchien und Gesetzmäßigkeiten.

Parallel dazu entwickelten sich die kartographischen Darstellungen der Welt von einem spirituellen Kompass zur Orientierung innerhalb der christlichen Heilslehre in Richtung Königreich Gottes, zu einem pragmatisch-praktischen Hilfsmittel, um nicht nur Handelsware von einem Ort zum anderen möglichst gefahrenfrei und wertsteigernd zu transportieren, sondern auch um das weltliche Königreich territorial abzusichern und zu erweitern.

Die Kartographie im historischen Kontext

Nach der Völkerwanderung und während der Seßhaftwerdung der Barbarengents im europäischen Raum veränderte die spätantike christliche Kirche ihre Gesellschafts- und Herrschaftsverhältnisse grundlegend, sogar nachdrücklicher als im christlich gewordenen römischen Imperium. Die neuen Fürsten und Könige lernten zu herrschen und gemeinsam mit den nun entstehenden Großvölker passten sie sich der neu geordneten sozialen Institution Kirche an. So vollzog sich damit eine kirchen- und geistesgeschichtliche Neuordnung. Weltliche Herrschaft und Unterwerfung unter Christus durchdrangen sich d.h. die Kirche sakralisierte und spiritualisierte Herrschaftskonzepte hin zu neuem Recht, neuen Werten und sozialen Normen.[2] So lebte man in der Spätantike ganz der christlichen Heilslehre hingegeben und im Glauben an das nahende Ende der Welt, an das Jüngste Gericht, die Gerechtigkeit Gottes und die ewige Seligkeit.[3] Dementsprechend waren Orientierungshilfen wie kartographische Darstellungen fest in der religiösen Vorstellung ihrer Zeit verwurzelt und oft Teil von Handschriften.

Das Mittelalter stand vollkommen unter dem Einfluss und der Herrschaft der katholischen Kirche, die bis auf die Theologie nur wenig wissenschaftliche Bestrebungen förderte. Die Kartographie galt damals nicht als Wissenschaft, sondern als Kunst, mit der sich auch die Päpste beschäftigten. Neben der kirchlichen, gab es vermutlich auch eine weltliche Kartographie, von der es bis auf Hinweise in Berichten keine Exemplare erhalten sind. In der Zeit Karl des Großen im 8. Jh. begann die Blütezeit der klösterlichen Kartographie und es gab kaum eine Klosterbibliothek oder die eines Herrschers ohne Karten. Damals dienten die Karten aber eher zur Erläuterung, zur Veranschaulichung und als Beilage zu einer Schrift. Die Kartographen benutzten überall die gleichen Unterlagen und es oblag ihnen die Auswahl des Materials. So hing die Größe bzw. die Fülle an Inhalten vom gewählten Format der Karte und dem dazu gehörenden Manuskript ab. Erst im 14. Jh. begann sich die kirchliche Kartographie unter dem Einfluss der Seekarten zu verändern.[4]

Im fernen Arabien hingegen begannen sich Beduinen-Stämme ab dem 7. Jh. unter Mohammeds Gottesbotschaft zu einen und ihre begabtesten Heerführer eroberten in kurzer Zeit ein Reich von Innerarabien und Mesopotamien bis zum Indus und nach Tanger. Zuerst war Damaskus und später Bagdad ihr Herrschaftszentrum. Christen und Juden lebten geduldet unter ihnen. Zu Beginn des 8. Jh. überschritten schließlich arabische Heere die Meerenge von Gibraltar und landeten auf der iberischen Halbinsel.[5]

Byzanz galt jahrhundertelang als Bollwerk, als Schutzschild für das Abendland, aber bereits zu dieser Zeit konnte sich Ostrom zwar noch innenpolitisch reformieren und die einstige Kaiserherrlichkeit wiederherstellen, aber die Reichs-Außengrenzen blieben geschwächt. So gingen zuerst Syrien, Ägypten und Jerusalem, später der Rest des römischen Afrika an das Kalifat von Bagdad verloren. Byzanz zog sich u.a. auf Kleinasien, Thrakien, Makedonien und Griechenland zurück, schrumpfte schließlich im Laufe des Mittelalters immer weiter, bis es 1453 vom türkischen Sultan Mehmed eingenommen werden konnte.[6]

Kartographische Darstellungen vom Mittelalter bis in die frühe Neuzeit

Mittelalterliche Karten waren zwar reich an Darstellungen, aber arm an geographischen Aussagen.[7] Vom geographischen und wissenschaftlich exakten Standpunkt aus betrachtet, stellen sie keine herausragende Leistung dar. Das Wissen Ptolomäus war vergessen und die Lehre von der Kugelgestalt der Erde wurde verworfen. Es wurden weder brauchbaren Reisekarten hergestellt, noch legte man Wert auf eine praktische Verwendung von Karten. Das frühmittelalterliche Abendland kannte daher auch keine maßstabgerechte Darstellung von Topographien. Die heute erhaltenen frühmittelalterlichen Mappae mundi wurden meist von Mönchen freihändig, ohne Hilfsmittel und ohne Abpausen nach individuellen Vorstellungen gezeichnet.[8] Obwohl das kartographische Wissen der Antike im mittelalterlichen Europa verloren war, erschienen so erste Karten mit religiösen Darstellungen, denen es aber wie gesagt nicht um eine im naturwissenschaftlichen Sinn exakte Kartierung der Welt ging. Die ältesten erhaltenen Karten dieser Art stammen aus dem 8. Jh. und wurden bis ins 15. Jh. als Illustrationen zu theologischen und allgemeinbildenden Werken angefertigt, immer und immer wieder abgeschrieben. [9]

Die antiken Kenntnisse wurden indes in der islamischen Welt weitergepflegt, deren Kartografie und Mathematik wiederum später wegweisend für die europäische Kartografie der Renaissance werden sollte.[10]

Ausgehend von der Spätantike entstanden im Mittelalter bis hinein in die Neuzeit drei verschiedene Kartentraditionen, nämlich Mappae mundi, Portolankarten und die Ptolemäus-Karten.[11]

Mappae Mundi

Dabei handelt es sich um enzyklopädische Weltkarten, in welchen Details nur eine untergeordnete Rolle spielten, denn es war wichtiger, ein Schema der antiken und biblischen Weltanschauung zu vermitteln.[12] Diese schematischen Inhalte der Karten reflektierten heils- und kulturgeschichtliche Informationen in einer vorgegebenen, kreisrunden Struktur. Dabei orientierten sich die damaligen Historiker, Enzyklopädisten, Philosophen und Theologen vor allem an der Bibelgeschichte, besonders der Heilsgeschichte; an der klassischen Antike und ihrem Sagenstoff; sowie an naturwissenschaftlichen Quellenwerken der Antike. [13]

Es ist anzunehmen, dass sich die ersten spätantiken Mappae mundi an einer römischen Karte orientierten, welche uns aber heute im Original nicht mehr erhalten ist und die auf Vipsanius Agrippa[14], Schwiegersohn Kaiser Augustus, zurückgeführt wird.[15] Im Jahr 13 v. Chr. beaufsichtigte nämlich Agrippa in Rom den Fortschritt seines ehrgeizigen Bauvorhaben, den Bau der Porticus Vipsania auf dem Marsfeld. Dort ließ er eine in Marmor gravierte Weltkarte anbringen, die Plinius in seiner Naturalis historia als Grundlage seiner Geographie angibt[16] und deren Abschrift die Tabula Peutingeriana sein dürfte.[17] Es war zur Zeit Augustus[18], als Jesus Christus geboren wurde und der Kaiser u.a. die Welt schätzen und vermessen ließ:[19]

„Es begab sich aber zu der Zeit, daß ein Gebot von dem Kaiser Augustus ausging, daß alle Welt geschätzt würde“[20]

Und wie später die Steuereinschätzung Augustus zur Zeit Christi Geburt Eingang in die heiligen Schriften fand, so erhält ebenso die Vermessung der Welt einen heiligen Charakter und damit einen Platz im theologisch bestimmten Lehrgebäude des Mittelalters.[21]

So dienten diese Karten als Andachtsbild oder Lehrmittel, um die Weltgeschichte von der Schöpfung bis auf die eigene Zeit in den vom Ozean umschlossenen Raum darzustellen.[22] Einige sind außergewöhnlich groß und weisen einen Durchmesser von bis zu 3,5 m auf, wie z. B. die Ebstorfer Weltkarte oder die Hereford-Karte.[23]

Radkarten in Form einer dreigeteilten Welt oder T-O-Karten[24]

Diese Karten finden sich in Handschriften, denn sie sind häufig im Kontext von christlichen enzyklopädischen Weltchroniken. Der biblische Bericht über die Aufteilung der Erde unter den Söhnen Noahs und seinen Nachkommen[25], sowie der Turmbau zu Babel[26] gab immer wieder Anlass zu geographischen Exkursen, um das Entstehen von Vielfalt aus dem ursprünglich Einem darzustellen:[27] Diese einfachen Radkarten waren meist rund oder oval und gehörten im Frühmittelalter somit zur Standarddarstellung der damaligen christlichen Welt.[28]

Die T-O-Karten gelten als Schema-Karten, in die drei damals schon bekannte Kontinente Asien, Afrika und Europa eingezeichnet wurden, umrandet von einem Ozean als umfassender Kreis. Die Aufteilung der drei Kontinente ist von antikem Wissen, wurde aber dadurch christianisiert, indem man die Erdteile den Söhnen Noahs d.h. Sem (Asien), Cham (Afrika) und Japheth (Europa) gleichsetzte. Die Bibel kennt die Bezeichnungen Asien, Europa und Afrika für Kontinente noch nicht.[29] Weiters trennte ein Gewässer-T, bestehend aus Mittelmeer und den Flüssen Nil und Don, die Erdteile in ein, seit Augustinus[30] mit 2:1:1 kanonisiertes Größenverhältnis voneinander.[31]  Die Arme des T werden daher einerseits vom Schwarzen Meer und dem Don, andererseits vom Nil gebildet und der Schaft stellt das Mittelmeer dar.[32] Die obere Hälfte nahm gewöhnlich Asien ein, während das Viertel links unten für Europa und das Viertel rechts unten für Afrika reserviert war. Wichtig war weiters die zentrale Lage Jerusalems. Gewöhnlich messen diese Karten nur etwa 10 bis 15 cm im Durchmesser. [33]

Zusammenfassend ist zu sagen, dass man den Typus der T-Karte aus der antiken Literatur, sowie aus der Heilsgeschichte ableiten kann.[34] Vorbild und Wegbereiter für ihre Verbreitung war eine Karte[35] im Werk „Etymologiae“[36] von Isidor von Sevilla.

Beatus – Karten

Eine weitere Gruppe der Mappae mundi ist nach Beatus von Liébana benannt, allerdings sind diese Karten von ovaler Form, inhaltlich etwas mehr ausgeschmückt als die T-O-Karten, ohne aber ihre christliche Prägung zu verleugnen.[37] Auch sie hatten zum Thema das Entstehen von Vielfalt aus der ursprünglichen Einheit und waren ein wichtiger Teil der dekorativen Ausstattung von Bibelhandschriften und –kommentaren. Die erste und ursprüngliche Karte des Beatus von Liébana ist Teil seines Kommentars zur Apokalypse, welches fast wie eine Weltchronik angelegt ist. Zu finden ist die Karte, auf Basis der Kenntnisse Isidors von Sevilla, in der Vorrede zum zweiten Buch, als Beilage zur sogenannten Apostelteilung.[38]

Radkarten mit geographisch genaueren Darstellungen

Dieser Kartentypus schließlich löst sich von der strengen Dreiteilung der Welt und als Beispiele sind die Albi-Karte, eine angelsächsische Weltkarte und die Karten in den Werken von Matthäus Paris anzuführen. [39]

Hemisphärische Klima- oder Zonenkarten

Diesen Kartentypus findet man oft in mittelalterlichen astronomischen Handschriften, wobei die Welt beiderseits des Äquators in kalte, gemäßigte und heiße Klimazonen eingeteilt wird. Diese Darstellungen gelten heute als Beleg, dass die antike Vorstellung einer Erde als Kugelgestalt nicht ganz verloren war. Die Forschung unterscheidet zwischen Halbkugelkarten mit Darstellung des Ozeans, z. B. die Macrobius-Karten oder die Karten von Ripoll in Katalonien, und den Klimazonenkarten, die keinen Ozean abbilden.[40]

Nicht zuletzt gibt es zahlreiche Mischformen und eigenständige, nicht mit anderen Mappae mundi verwandte Karten. Hier zu nennen sind besonders die Weltkarten des Andreas Walsperger und des Fra Mauro. Bemerkenswert ist auch die Tabula Rogeriana, eine Weltkarte des spanisch-arabischen Gelehrten al-Idrisi.[41]

Portolankarten

Ein Portolan bezeichnete ursprünglich ein Buch mit nautischen Informationen wie Landmarken, Leuchttürmen, Strömungen und Hafenverhältnissen. Im Unterschied dazu werden die kartografischen Darstellungen Portolankarten genannt. Sie zeichnen sich durch bestimmte Merkmale aus: sie sind sehr genau, nur die Küstenumrisse und die Namen der Hafenorte sind eingetragen, sie sind von einem Netz sich in Kompassrosen kreuzenden Linien überzogen, sie weisen oft grafische Maßstäbe auf. Üblicherweise wurde die Haut eines Schafes oder eines Rindes als Zeichenträger verwendet, wodurch die Portolankarten eine charakteristische Form aufweisen. Beispiele für diese Kartenkategorie sind die erste Karte dieses Typs, die Pisaner Karte und der so genannte Katalanische Weltatlas.[42]

Die Kunst der Portolankartenherstellung wurde besonders in Venedig, Genua, Lissabon, Mallorca gepflegt. Gegen Ende des Mittelalters wurden dank der neuen Entdeckungen nicht nur Portolankarten des Mittelmeeres gefertigt, sondern eigentliche Weltkarten im Portolankartenstil, wie z. B. die Karte von Piri Reis oder die große Portolankarte von Diego Ribero.[43]

Exkurs: Von den Westgoten bis zur Reconquista

Das toledanische Reich der Westgoten

Nachdem der Frankenkönig im 6. Jh. das Tolosaner Reich zerschlagen hatte, drängten die Goten u.a. in das spätantike Hispanien und gründeten ein neues, westgotisches Reich mit der Hauptstadt Toledo als kirchliches und weltliches Zentrum. Ursprünglich Arianer, bekehrten sich die Goten zur katholischen Kirche und ihre westgotisch-hispanischen Konzile bildeten das antike Kirchenrecht weiter. Mit dem Bischof Isidor von Sevilla brachte das Land einen der jüngsten Kirchenväter hervor und seine Enzyklopädie „Etymologiae“ beinhaltete nicht nur das elementaren Schulwissen der damaligen Zeit, sondern wurde auch eines der am weitesten verbreiteten Bücher des Mittelalters.[44]

An die römische Kirche und den Papst bestand bis zur Kirchenreform im 11. Jh. keinerlei rechtliche Bindung, denn die gotisch-hispanischen Katholiken wahrten lange ihre Eigenständigkeit. Das Königtum sah sich zwar stark an diese romferne Kirche gebunden, innere Spannungen und Thronstreitigkeiten führten aber bald zum Zusammenbruch der Gotenherrschaft. Unter dem letzten Gotenkönig Roderich überschritten muslimische Berber 711 n. Chr. die Meeresenge von Gibraltar und eroberten sukzessive die iberische Halbinsel.[45]

Die arabische Herrschaft Al-Andalus

Binnen zwei Jahren eroberten die Araber das ganze Land, überschritten die Pyrenäen und eroberten Toulouse. Einzig Karl Martell stellte sich ihnen 732 n. Chr. bei Poitiers erfolgreich in den Weg, besiegte das arabische Heer und drängte sie auf die iberische Halbinsel zurück.[46]

Bereits 714 hatte sich Hispanien der islamischen Herrschaft gefügt und erhielt für die nächsten achthundert Jahre den Namen „Al-Andalus“. Unter den Christen herrschte Resignation und wie zur Zeit des Arianismus sahen sie sich in ein verstecktes Glaubensdasein zurückgedrängt. Dennoch kam es während arabische Truppen ins Frankenreich vorstießen, im äußersten Norden Hispaniens immer wieder zu Aufständen gegen die muslimische Besatzung. Das zerklüftete Gebiet der Kantabrischen Berge, insbesondere das Massiv der Picos de Europa mit seinen engen Tälern und tiefen Schluchten, war schon immer von einem rauen Bergvolk bewohnt und hatte bereits den römischen und den westgotischen Eroberungsversuchen getrotzt. So flohen Christen seit Beginn der arabischen Invasion aus Toledo und dem südlichen Spanien in diese abgelegenen Bergregionen. Schließlich kam es 722 zur ersten Strafexpedition gegen die christlichen Rebellen, die mit einer arabischen Niederlage endete. Pelayo, der erste König des nun unabhängigen Reiches von Asturien wurde der anerkannte Anführer der Christen und man begann mit der Reconquista. [47]

Die Reconquista der christlichen Königreiche

Vierhundert Jahre dauerte die Reconquista auf der iberischen Halbinsel und war geprägt von Höhepunkten und Niederlagen. Die christlichen Heere erlebten Siege, aber auch Stillstand und nicht immer verlief alles nach Plan. Bis zum 11. Jh. waren die christlichen Heerführer aus Nordspanien nur langsam in den Süden vorgestoßen, der Norden hingegen wurde bald erobert. Bestärkt wurden die Christen auf der iberischen Halbinsel hauptsächlich dank der Unterstützung von normannische, französische, burgundische und gascognische Ritter, welche gegen die Ungläubigen zu Felde zogen. Auch die Kirche, besonders das geistige Zentrum von Cluny, unterstützte den Kampf der christlichen Herrschereliten auf spiritueller Ebene mittels verstärkter Klostergründungen auf der Halbinsel. So wurde nicht nur die Wallfahrt zum Grab des Heiligen Jakobs intensiviert, sondern die Katholische Kirche erklärte auch die Reconquista zum Kreuzzug und gewährte den Kämpfern gegen die Mauren u.a. Ablässe.

Den christlichen Königreichen kamen neben dem Ende des Kalifats von Cordoba und der Zersplitterung in kleine maurische Königreiche, auch deren Rivalität und kriegerische Auseinandersetzungen untereinander, sehr entgegen.[48]

Nach einem letzten Aufbäumen der Mauren mit der Gründung eines muslimischen Königreichs auf der iberischen Halbinsel, wird schließlich 1492 mit der Eroberung Granadas durch die katholischen Könige Isabella von Kastilien und Ferdinand von Aragon die Reconquista der iberischen Halbinsel für das christliche Abendland erfolgreich abgeschlossen.[49]

Hispanische Kartographen zwischen dem 6. und 14. Jahrhundert

Die T-O-Weltkarte des Heiligen Isidors

Isidorus, Erzbischof von Sevilla (um 570 – 636 n. Chr.)

Die wichtigste Stelle in der Bibel, nach der sich die christliche Geographie zu richten hatte, war in der Schöpfungsgeschichte zu finden, denn Gott hatte dem Wasser und dem Land jeweils einen besonderen Ort zugewiesen. Und es war im 7. Jh. erstmals Isidor von Sevilla[50], der in seiner enzyklopädischen Sammlung „Etymologiae“[51] nicht nur diese biblischen Vorgaben visualisierte, sondern auch das Wissen der Antike zu bewahren versuchte. Seine Kosmographie „De naturare rerum“ beinhaltet die erste schematische T-O-Weltkarte[52], welche nachfolgenden Generationen als Vorbild und Kopiervorlage diente. Die Herstellung von Karten erfolgte mehr dem künstlerischen und illustrativen Zweck und hauptsächlich wurde zu der damaligen Zeit die Isidor-Karte kopiert, wobei nicht nur alte Fehler sondern auch noch neue Irrtümer übertragen wurden. Auch wurden die kopierten Karten noch mit Einzelheiten aus beliebten Mythen ausgeschmückt und dabei spielte die Phantasie eine größere Rolle als die darstellerische Genauigkeit. Dabei wurden die von Isidor in seinen Schriften erwähnten Wunderwesen (Pygmäen, Schattenfüßler, Hermaphrodite) und verwandelten Menschen (Werwölfe, Hexen, Schweine, etc.) phantasievoll ausgestaltet.[53]

Abbildung 2: Radkarte aus Isidor von Sevillas „Etymologiae“ (Erstdruck von Günther Zainer, 1472)[54]

Die Beatus-Karten Serie

Eine Gruppe der Mappae mundi ist nach Beatus von Liébana benannt und diese Karten sind von ovaler Form, inhaltlich etwas mehr ausgeschmückt als die T-O-Karten, ohne aber ihre christliche Prägung zu verleugnen.[55] Sie haben zum Thema das Entstehen von Vielfalt aus der ursprünglichen Einheit und sind ein wichtiger Teil der dekorativen Ausstattung von Bibelhandschriften und –kommentaren. Die erste und ursprüngliche Karte des Beatus von Liébana ist Teil seines Kommentars zur Apokalypse, welches fast wie eine Weltchronik angelegt ist. Zu finden ist die Karte, auf Basis der Kenntnisse Isidors von Sevilla, in der Vorrede zum zweiten Buch, als Beilage zur sogenannten Apostelteilung.[56]

Obwohl die Originalkarte heute nicht mehr erhalten ist und die Chronologie der Abschriften bzw. die Entwicklung kartographischer Kenntnisse innerhalb der jahrhundertelangen Elaboration von Beatus-Karten eine sehr interessante wissenschaftliche Arbeit wäre, kann hier nur eine Vertreterin, die sogenannte Karte von Saint-Sever genauer betrachtet werden.

Beatus von Liébana (um 701 – 798 n. Chr.)

Als im 8. Jh. die Christen unter muslimischer Herrschaft, auch Mozaraber genannt, in Al-Andalus jegliche Handlungsfreiheit verloren, sie weder Gebetsstätten noch Klöster gründen durften und besonderer Steuererhebungen ausgesetzt waren, flohen viele aus den Kulturzentren Toledo, Córdoba und Sevilla ins Königreich Asturien und brachten so die mozarabische Kunst in den Norden der iberischen Halbinsel.

Unter jenen Flüchtlingen dürfte auch ein sehr gebildeter Mönch, der sich später Beatus von Liébana nannte, gewesen sein. Er beherrschte das theologische Schrifttum seiner Zeit, kannte die lateinische Patristik und verfügte über eine umfangreiche Bibliothek. Beatus widmete sich von Asturien aus ganz dem christlichen Widerstand und der Idee einer Rückeroberung Hispaniens.

So dürfte er sehr bewusst das neugegründete Kloster von Liébana gewählt haben, weil es nicht weit vom Ort der Vernichtung der islamischen Truppen im Jahre 722 lag.[57]

Dort schuf er nicht nur zum Antrieb der christlichen Befreiungsbewegung ein gewaltiges Werk des Widerstandes, sein Apokalypsen-Kommentar[58], sondern er denunzierte auch jegliche Kompromiss- und Kollaborationsbereitschaft des christlichen Klerus mit den Ungläubigen. Sein Kommentar zur Apokalypse war 776 fertiggestellt, bestand aber in Wirklichkeit aus Auszügen von Texten der Kirchenväter. Das apokalyptische Denken hingegen entstammt der antiken jüdischen Tradition. Das Christentum nimmt diese Tradition auf, entwickelt sie weiter, sodass die Apokalyptik im Mittelalter zum dominierenden Muster der Weltwahrnehmung wird. Die Menschen leben in Erwartung des Jüngsten Gerichts. Alles irdische Leben ist auf die Rückkunft des Heilands gerichtet, auf das Ende der Welt und den Beginn einer neuen.[59]

So machten die äußeren Umstände den Text zum Buch des Widerstandes und zur Quelle des Mutes, der Ausdauer und der Glaubensstärke für Unterdrückte und Märtyrer. So sagte es den hispanischen Christen die Reconquista voraus, dank derer die Herrschaft der Ungläubigen beendet werden würde. Deswegen war es überaus beliebt, durfte in keiner Klosterbibliothek fehlen und wurde sehr oft abgeschrieben bzw. kopiert und immer prachtvoller illustriert.[60]

Geographische Kenntnisse zur Zeit Beatus von Liébana waren auf die unmittelbaren Erfahrungen der engeren Umgebung beschränkt und nur der Adel im Dienste des Königs hatte etwas mehr von der Welt gesehen. Die Umgebung, das waren Wald und Wiesen, Fluss und Berge, die näheren Siedlungen und die Menschen, die in ihnen lebten, den Boden bewirtschafteten und Abgaben zahlten.[61] Es wurde versucht, die Vorstellung von fremden Ländern und Völkern bibelsicher und mit viel Phantasie darzustellen. Beatus Karte war, auf Basis der Kenntnisse Isidors von Sevilla, der illustrierte Teil der Vorrede zum zweiten Buch, als Beilage zur sogenannten Apostelteilung.[62]

Beatus hatte für sein Vorhaben mehrere Autoren wie u.a. Gregor den Großen[63], Isidor von Sevilla und Tyconius[64] als Quelle benützt. Der Hauptteil seines Apokalypse-Kommentars bestand aus zwölf Büchern, in denen der mit Miniaturen illustrierte Text in etwa siebzig Abschnitte gegliedert war. Die Überlieferung seines Werkes begann in der zweiten Hälfte des 9. Jh. und setzt sich bis ins frühe 13. Jh. fort. Die Urschrift und Abschriften aus seiner Zeit sind allerdings nicht erhalten. Heute kennt die Forschung 35 Kopien, zum Teil nur fragmentarisch überliefert und davon sind noch 26 Werke mit Miniaturen erhalten.[65]

Abbildung 3: Die Chronologie der Abschriften der Beatus-Karte[66]

Die Karte von Saint-Sever um ca. 1050 n. Chr.[67]

Entstehungskontext

Während sich das restliche Abendland zwischen dem 8. und 11. Jh. meist mit kleinen Schemata-Karten ohne Nomenklatur begnügte, war man in Spanien für die Weltbeschaffenheit viel aufgeschlossener und kopierte die reichhaltige Karte immer wieder.[68]

Denn alle erhaltenen Abschriften der ursprünglichen Beatus-Handschrift stammen aus Spanien oder Südwestfrankreich, haben im Mittelalter über diesen Raum hinausgewirkt und entwickelten sich unabhängig von den damaligen Weltkarten Englands oder Nordfrankreichs.[69] Dabei kann man durchaus einen Einfluss arabischer Kartenzeichner erkennen, das zeigen vor allem die runden und ovalen Formen der als getreuester Nachzeichnung geltenden Karte von St. Sever.[70] Auch Nachzeichnungen, wie z. B. die Karte des Burgo von Osma von 1203, welche ganz mit dem Apokalypse-Text übereinstimmt und u.a. die Häupter der Begründer der einzelnen Kirchen am Ort ihres Wirkens zeigt, sind sehr interessant.[71]

  Abbildung 4: Die Beatus-Karte von Burgo de Osma (ca. 1185 n. Chr.).[72]

Auf Grund ihrer herausragenden historischen Bedeutung und ihres Aufbewahrungsortes in der französischen Nationalbibliothek in Paris, war es der Autorin nicht möglich weder das Original noch ein Faksimile in die Hände zu bekommen. Nur im Internet konnte die Karte aus einem im Internet veröffentlichen Katalog über eine von der kantabrischen Regionalregierung 2006 veranstaltete Ausstellung, zum Zwecke der Kartenbeschreibung herangezogen werden.[73] So ist es hier wichtig, auch bedingt durch die bildliche Unschärfe des vorhandenen Materials, sich Unterstützung aus fachspezifischen Büchern zu holen und diese zu zitieren.

Karteninhalt

Die Karte misst 37 x 57 cm und ist die größte, detailreichste Karte der Beatus-Serie. Diese Karte wurde ca. 1050 im Kloster von Saint Sever in Aquitanien, im Auftrag von Abt Gregor von Muntaner und wahrscheinlich von einem Stephanus Garcia Placidus und nach einer Vorlage erstellt.[74]

Wegen der Buchform ist die Karte oval und das Kartenbild hat weitgehend die Form einer geosteten T-Karte, wobei Europa ein wenig hervorgehoben ist. Typisch für diese nichtvermessene Karte ist die Vermeidung weißer Flecken auf der Landkarte: hier beschränkte man sich auf engen Raum auf das Bekannte und hütete sich, Leere auf dem kostbaren Pergament zu lassen. Daher ist Südeuropa fleißig ausgemalt und beschriftet, auch wenn die Küsten wenig Ähnlichkeit mit heutigen Darstellungen haben. Nordeuropa ist zusammengedrückt, das Asowsche Meer, neben dem Schwarzen Meer, befindet sich in nächster Nähe zum Nördlichen Eismeer, das Teil des die Karte umgebender Weltozeans ist, gefüllt mit Inseln, Schiffen und Fischen. Das leicht nach Südosten verrutschte T ist nicht mehr gut auszumachen. Ganz rechts d.h. südlich von Afrika, sieht man eine rote Grenzlinie, das Mare Rubrum und die Hitze symbolisierend. Dort eingezeichnet sind das Persische und der Arabische Golf, mit dahinter liegend der legendäre vierte Kontinent.[75] Alle Beatus-Karten zeigen eine Abtrennung mittels dieses dicken roten Streifens, weil es so bei Isidor von Sevilla steht.[76]

„Extra tres autem partes orbis quarta pars trans Oceanum interior est in meridie, quae solis ardore incognita nobis est; in cuius finibus Antipodes fabulose inhabitare produntur. Proxima autem Hispaniae Mauretania est, deinde Numidia, inde regio Carthaginensis, post quae Gaetuliam accipimus, post eam Aethiopiam, inde loca exusta solis ardoribus.“[77]

„Abgesehen von den drei Teilen der Welt, ist jedoch der vierte Teil des Innenraums über den Ozean im Süden, in der Hitze der Sonne, der uns unbekannt ist, in dessen Hoheitsgebiet die sagenhafte Wohnung von den Antipoden aufgezeichnet ist. Das nächste sind die Provinzen von Spanien, Mauretanien, Numidien, und dann, der König von Karthago, und danach haben wir Gaetulia erhalten, danach Äthiopien, und die von der Hitze der Sonne verbrannten Orte.“[78]

  Abbildung 5: Die Beatus-Karte von Saint Sever (ca. 1050 n. Chr.).[79]

Konkret heißt es in dieser Karte in dem dort eingeschriebenen Text:

„Zusätzlich zu den drei Teilen der Welt gibt es einen vierten Teil jenseits des Ozeans in der Mitte der Süden und unbekannt für uns wegen der Wärme der Sonne. Innerhalb seiner Grenzen die fabelhaft gesagten Antipoden wohnen.“[80]

Innerhalb des, das Kartenbild umfließende Weltozeans ist die eingezeichnete Erde in die drei Kontinente Asien (rechts oben), Afrika bzw. „Libia“ (rechts unten) und Europa (2/3 der linken Hälfte der Karte) eingeteilt. In der Mitte der Karte befindet sich ein großes Meer (das Mittelmeer), welches sich nach links ausdehnt und verdünnt (vermutlich die Darstellungen des Bosporus, dem Ägäischen und dem Schwarzen Meer) und mit relativ groß gezeichneten Insel. Sehr schön erkennt man den Verlauf des Nils samt Flussdelta und interessanterweise ist an seinem Beginn (rechts unten) ein See eingezeichnet. Handelt es sich dabei um den Viktoriasee? Und darunter vielleicht um den Tschadsee?

Die ursprüngliche Karte veranschaulichte die Aussendung der zwölf Apostel, welche Beatus von Liébana als einen historischen Vorgang in seiner Vorrede zum zweiten Buch erläuterte. So waren also Apostelköpfe, wie z. B. Jacobus in Spanien, über die ganze Weltkarte verstreut eingezeichnet.[81] Diese sind hier nicht mehr zu finden, stattdessen finden sich hier Länder bzw. Regionen ganz im Stile der römischen Provinzverwaltung eingezeichnet und beschriftet. Weiters sind Berge bzw. Bergketten und Flüsse (Rhein, Rhône, Donau, Euphrat und Tigis) sehr realistisch eingezeichnet. So ist auch der Jordan mit dem Toten Meer und dem See Genezareth erkennbar.

Man kann an die 270 Gebietskennzeichnungen feststellen und Städte werden je nach ihrer damals bekannten Größe mit einem kleineren oder größeren Häuschen symbolisiert, aber mehrheitlich nicht beschriftet. Geistige Zentren werden mit kirchenartigen Gebäudezeichnungen hervorgehoben, aber bis auf Rom ohne Bezeichnungen, links in der Mitte. Weiter unten findet sich eine besondere Gebäudezeichnung wahrscheinlich den Wohnort Beatus, das Kloster von Santo Toribio de Liébana, auch nicht konkret beschriftet. Jerusalem finden wir in der Mitte rechts des Kartenbildes und stellt eine Art Tempel dar, unterhalb mit der Beschriftung „Judea“. Es scheint, als wäre das Heilige Land nach Osten in den asiatischen Kontinent verschoben.[82]

Sehr interessant ist oben in der Mitte eine quadratisch eingerahmte Zeichnung mit einem Mann und einer Frau neben einem Baum, entlang dessen Baumstamm sich eine Schlange windet. Hierbei handelt es sich um das ummauerte Paradies mit Adam und Eva vor dem Sündenfall, weil Eva gerade erst zum Apfel greift. Es sind die einzigen dargestellten Personen. Im Gegensatz zu anderen Beatus-Karten, in denen diese Darstellung reich verziert und detailfreudig ausgeschmückt erzählte, wie sich Adam und Eva bereits nach dem Sündenfall versuchen, sich zu bedecken, ist diese gemalte Szene eher sehr schlich

Hemisphärische Klima- oder Zonenkarten

Das Benediktiner-Kloster Santa Maria de Ripoll im 10. Jh.

Das christliche Kloster von Ripoll in Katalonien verfügte schon früh über Handschriften griechisch-arabischer Gelehrsamkeit, denn gelehrte Mönche brachten das Wissen der arabischen Wissenschaften Arithmetik, Astronomie und Geometrie in ihre eigenen Schriften ins Kloster ein.[83] So entstand ein interkulturelles spirituelles Zentrum und es wurde begonnen, die fremden Schriften im 10. Jh. in den Schreibstuben des Klosters aus dem Arabischen ins Lateinische zu übersetzen, um sie später über ganz Europa zu verbreiten. Aus den Beständen der Klosterbibliothek kamen später diese Werke u.a. der Arithmetik oder dem Astrolabium in das Archiv der Krone von Aragon. Dabei befand sich auch eine ganz einfache Karte[84] der iberischen Halbinsel aus dem 11. Jh., allerdings ohne jegliche kartographisch verwertbare Information.[85]

Eine weitere Persönlichkeit von der iberischen Halbinsel hat uns seine kartographische Vorstellung von der Welt in Form einer Zonenkarte hinterlassen. Theodulfus Aurelianensis[87], Erzbischof von Orléans gehörte dem Hof Karl des Großen an, aber über seine Herkunft, wahrscheinlich aus westgotischem Adel, und über seine vermutlich juristische Ausbildung liegen keine genauen Angaben vor. Sein Nachruhm beruht vor allem auf seinen Gedichten, von denen rund 80 noch erhalten sind.[88] So hat er das Gedicht „alia pictura, in qua erat imago terrae in modum orbis comprehensa“[89] dem Aussehen der Erde gewidmet und verweist dabei vermutlich auf ein Kunstwerk in seinem Palast, welches uns aber nicht erhalten ist. Auf jeden Fall gibt es eine Kopie dieser gedichteten Karte in einer Handschrift aus Ripoll[90]:

Abbildung 7: Mappae mundi von Ripoll (ca. 1050) in der Biblioteca Apostolica Vaticana, Ms Reg. Lat. 123, f. 143v-144r.[91]

Theodulf war ein Verfechter der Kugelgestalt der Erde[92] und in dieser geosteten kosmologischen Weltdarstellung ist links der nördlichen Hemisphäre ein von der Ökumene bewohnter Erdteil eingezeichnet. Rechts sind Kartuschen, beschrieben mit den auf diese Erddarstellung bezogenen Versen aus dem Gedicht Theodulfs. Die unbewohnten Zonen werden hier nur in komprimierter Form dargestellt, wobei diese Art der Zeichnung stark an die Karten des Beatus und Isidors erinnert.[93]

Portolan-Karten

Mallorquinische Kartographen-Schule zwischen 1300 und 1500

Für mittelalterliche katalanische Portolane in der Zeit zwischen 1300 und 1500 war die Insel Mallorca berühmt. Im Gegensatz zu den italienischen Seekarten, die eigentlich nur Westeuropa und die Mittelmeerregion umfasste, dehnten die katalanischen Karten ihre Darstellungen nach Norden bis Skandinavien und nach Osten bis nach China aus. Diese mallorquinische Methode wurde von Zeitgenossen oft übernommen und auf der Insel selbst gab es eigene Schulen, die Kartographen ausbildeten. Dabei waren die katalanischen Kartographen keine Kopisten, die fremdes Quellenmaterial einfach übernahmen, sondern als begnadete Händler trieben sie bereits jahrhundertelang Handel im Schwarzen Meer und entlang der Wolga bis an die Ostsee. Sie unterhielten Handelsbeziehungen zu den Mauren im Süden der iberischen Halbinsel, mit dem maghrebinischen Raum bis nach Zypern und natürlich mit Frankreich, England, den Niederlanden und Italien. Um ihre Handelsinteressen an ihren Handelsniederlassungen zu wahren, gründeten sie in den wichtigsten Hafenstädte Konsulate und kamen so auch an regionales Kartenmaterial, welches sie wiederum ihrer kartographischen Sammlung beifügten. Anfangs als Navigationskarte für Seeleute gedacht, entwickelte sie sich zu einer Orientierungskarte auch für Kaufleute und Gelehrte. Schließlich erließ der aragonesische Hof 1359 die Anordnung, dass jedes katalanische Schiff zwei Seekarten an Bord zu haben hatte. Die älteste Portulankarte aus der mallorquinischen Schule ist von Angelino Dulcert von 1330 und wurde auf zwei zusammengesetzte Pergamentteile mit den Maßen 750 x 1020 mm geschrieben.[94]

Abbildung 8: Ausschnitt aus der Karte von Angelino Dulcert von 1339[95]

Katalanische Atlas von 1375

1375 schließlich schuf der jüdische Kartograf Jáfuda Cresques Abraham de Aragón für den französischen König Charles VI. den sogenannten Katalanischen Atlas, die „mappae mundi“, eines der berühmtesten Kartenwerke des Mittelalters. In ihm werden u.a. Marco Polos Asienreise und südlich der Mittelmeerküste Reisende mit Kamelen auf dem Weg nach Mali illustriert. Der auf Mallorca arbeitende Cresques hatte, wie seine Vorgänger auch, Zugang sowohl zu christlichen wie islamischen Quellen, was den katalanischen Atlas so einzigartig macht.[96]

Abbildung 9: Der katalanische Atlas von 1375[97]

Resümee

Nach dem Zusammenbruch der Ordnung in den römischen Provinzen während der Völkerwanderung, übernahm die Kirche die weltliche Verwaltung und deren Einrichtungen. In den Städten war der Bischof oft der einzige Garant für rechtliche und wirtschaftliche Kontinuität in diesen wirren Zeiten. So gelangten viele Dokumente, Bücher und Traktate aus römischen Archiven, Verwaltungsinstanzen und Bibliotheken in klerikale Hände, diese wussten aber nicht immer etwas damit anzufangen. Als heidnisches Schrifttum wurden sie oft als Schreibgrund wiederverwertet oder vernichtet.

In jener Zeit wurde so der Klerus auf der iberischen Halbinsel eine wichtige intellektuelle Stütze für die wechselnden Herrschereliten (zuerst die Westgoten und dann die Mauren, später die hispanischen christlichen Könige) und wahrte nicht nur das administrative Schriftgut, sondern wurde auch zur Schnittstelle für die sich abwechselnden königlichen Verwaltungen.

Herausragende und sehr gebildete Persönlichkeiten wie der Heilige Isidor, Bischof von Sevilla, versuchten im 6./7. Jh. und unter dem kulturellen und wissenschaftlichen Einfluss der Mauren in Al-Andalus, das noch vorhandene antike kartographische Wissen über die Welt aus den alten Bibliotheken zu retten, indem es schematisiert und christianisiert verbildlicht wurde. Es sollte der Nachwelt erhalten bleiben.

Im christlichen Norden der iberischen Halbinsel hingegen wurde zwar dieses Wissen in den christlichen Widerstand gegen die andalusischen Mauren eingebracht, aber von Beatus von Liébana nochmals auf biblische Anknüpfungspunkte reduziert und gefiltert. Er erweiterte die schematische Weltdarstellung auf Basis der geographischen Bibelangaben des Augustinus in ein kartographisches Bild der Ökumene und instrumentalisierte dieses in seinem geistlichen Kampf gegen die Ungläubigen im Süden. Das Wissen über die Darstellung der damals bekannten Welt wurde so auf eine vielkopierte, einseitige spirituellen Kartographie für die Reconquista kondensiert, welche aber ohne den antiken Kenntnissen nicht möglich gewesen wäre.

Mit welchem Kartenmaterial oder kartographischen Wissen sich die christlichen Heerführer ab dem 8. Jh. vom Norden aus über die iberische Halbinsel von Eroberung zu Eroberung bewegten, konnte leider nicht Gegenstand dieser Arbeit sein.

Dem gegenüber entwickelte sich, dokumentiert durch Kartenmaterial ab dem 14. Jh., an der levantinischen Küste unter dem Einfluss des Handels im Mittelmeer und dem dadurch offenen Wissensaustausch mit anderen Kulturräumen ein pragmatischer Zugang zur bildlichen Darstellung der Welt. Die katalonischen und andalusischen Kaufleute und Händler wollten möglichst rasch und ohne Umwege mit ihren Waren per Schiff von A nach B. So entwickelte sich auf der iberischen Halbinsel und unter maurischem Einfluss, aus dem antiken kartographischen Erbe von Handelsrouten über Land und Wasser ein neuer Typus von Karten. Gezeichnet und kartographiert wurde zuerst auf den Schiffen und dann in den Handelskontoren der Méditerranée, um sich schließlich mit der Segnung der jeweiligen Königshöfe Hispaniens zu ganzen Kartographie-Schulen herauszubilden.

Die klösterlichen Schreibstuben der hispanischen katholischen Kirche hingegen blieben der spirituellen Kartographie und deren symbolischen Darstellung der Mappae mundi aber weiterhin treu, denn die Kirche navigierten ja ihre Gläubigen und das christliche Seelenheil der Ökumene über die finis terrae hinaus zur Civitas Dei.

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[2] Johannes Fried, Das Mittelalter. Geschichte und Kultur (München 2008), S. 39.

[3] Ebd., S. 35.

[4] Leo Bagrow, Die Geschichte der Kartographie (Berlin 1951), S. 28-36.

[5] Fried, Das Mittelalter, S. 45.

[6] Ebd., S. 46.

[7] Joachim G. Leithäuser, Mappae mundi. Die geistige Eroberung der Welt (Berlin 1958), S. 105.

[8] Anna-Dorothee von den Brincken, Mappa mundi und Chronographia. Studien zur imago mundi des abendländischen Mittelalters (1968). In: Thomas Szabó (Hg), Studien zur Universalkartographie. Veröffentlichungen des Max-Planck-Instituts für Geschichte, Band 229 (Göttingen 2008), S. 19.

[10] Ebd.

[11]Thomas Horst, Die Altkarte als Quelle für den Historiker. In: Walter Koch (Hrsg.), Archiv für Diplomatik, Schriftgeschichte, Siegel- und Wappenkunde 54 (Wien 2008), S. 340.

[12] Von den Brincken, Mappa mundi, S. 20.

[13] Johannes Gießauf, Mittelalterliche Weltkarten als Wissensspeicher. In: Wernfried Hofmeister (Hg) Mediävistik zwischen Forschung, Lehre und Öffentlichkeit, Band 03 (Frankfurt 2009), S. 63.

[14] Marcus Vipsanius Agrippa, geboren 63 oder 64 v. Chr. in Arpinum oder in Dalmatien und gestorben 12 v. Chr. in Kampanien, war ein römischer Feldherr und Politiker, Freund und Schwiegersohn des Augustus sowie Vorfahr der Kaiser Caligula und Nero. http://de.wikipedia.org/wiki/Marcus_Vipsanius_Agrippa (eingesehen am 16.05.2012).

[15] Von den Brincken, Mappa mundi, S. 20.

[18] Augustus, geboren am 23. September 63 v. Chr. als Gaius Octavius in Rom und gestorben am 19. August 14 n. Chr. in Nola bei Neapel, gilt als erster römischer Kaiser. Der Großneffe und Haupterbe Gaius Iulius Caesars gewann die Machtkämpfe, die auf dessen Ermordung im Jahr 44 v. Chr. folgten, und war von 31 v. Chr. an Alleinherrscher des Römischen Reiches. Er setzte dem Jahrhundert der Römischen Bürgerkriege ein Ende und begründete die julisch-claudische Kaiserdynastie. http://de.wikipedia.org/wiki/Augustus (eingesehen am 16.05.2012).

[19] Von den Brincken, Mappa mundi, S. 20.

[21] Von den Brincken, Mappa mundi, S. 21.

[22] Gießauf, Mittelalterliche Weltkarten, S. 63.

[23] Horst, Die Altkarte, S. 342.

[24] Ebd., S. 343.

[27] Von den Brincken, Mappa mundi, S. 28.

[28] Gießauf, Mittelalterliche Weltkarten, S. 62.

[29] Von den Brincken, Mappa mundi, S. 29-30.

[30] Augustinus Aurelius, De Civitas Dei, Buch 17, Kapitel 16, online unter http://www.unifr.ch/bkv/kapitel1934-16.htm (eingesehen am 03.04.3012).

[31] Gießauf, Mittelalterliche Weltkarten, S. 62.

[32] Von den Brincken, Mappa mundi, S. 29.

[34] Von den Brincken, Mappa mundi, S. 30.

[35] Isidorus Hispalensis, Etymologiarum libri XX. Ed. Johann Mentelin (Straßburg, ca. 1473), S. 197.

[36] http://bdh.bne.es/bnesearch/detalle/211526 (eingesehen am 03.04.2012).

[38] Von den Brincken, Mappa mundi, S. 28.

[39] Horst, Die Altkarte, S. 343.

[40] Ebd., S. 344-346.

[42] Horst, Die Altkarte, S. 349-350.

[43] Ebd., S. 350.

[44] Fried, Das Mittelalter, S. 23.

[45] Ebd., S. 24.

[46] Ebd., S. 49.

[47] Henri Stierlin, Die Visionen der Apokalypse. Mozarabische Kunst in Spanien (Zürich 1978), S. 33-44.

[48] Jacques Le Goff (Hg.), Das Hochmittelalter. In: Fischer Weltgeschichte, Band 11 (Frankfurt 2005), S. 130-132.

[49] Hermann Kinder, Werner Hilgemann, Manfred Hergt (Hg.), dtv-Atlas Weltgeschichte. Von den Anfängen bis zur Gegenwart (München 2010), S. 187.

[50] Isidor von Sevilla, geboren um 560 in Cartagena (Spanien) und gestorben 4. April 636 in Sevilla, war Nachfolger seines Bruders Leander von 600 bis 636 im Amt des Bischofs von Sevilla. Er war einer der bedeutendsten Schriftsteller des Frühmittelalters, kann aber zugleich auch zu den letzten Autoren der Spätantike gezählt werden, weil er das noch verfügbare antike Wissen sammelte und ordnete. Das hispanische Westgotenreich war zu seiner Zeit von der Vermischung romanischer und germanischer Kultur geprägt. Teile der Iberischen Halbinsel – unter anderem Isidors Geburtsstadt – befanden sich zudem nach der Mitte des 6. Jh. zeitweilig unter der Kontrolle des oströmischen Kaisers, wodurch der Zugang zu antiken Werken erleichtert wurde. http://de.wikipedia.org/wiki/Isidor_von_Sevilla (eingesehen am 16.05.2012).

[51] http://bdh.bne.es/bnesearch/detalle/211526 (eingesehen am 03.04.2012).

[52] Isidorus Hispalensis, Etymologiarum libri XX, S. 197.

[53] Leithäuser, Mappae mundi, S. 61.

[56] Von den Brincken, Mappa mundi, S. 28.

[57] In der Schlacht am Rio Guadalete, Juli 711 verloren die Westgoten den Kampf gegen die muslimische Invasionsstreitmacht (Berber und Araber), die in den folgenden Jahren die Iberische Halbinsel eroberte. Der westgotische adelige Ritter Pelayo begab sich daraufhin nach Asturien, welches damals von einem muslimischen Gouverneur namens Munuza regiert wurde. Dieser wollte die Schwester Pelayos heiraten und als dieser dem Vorhaben nicht zustimmte, sandte ihn Munuza nach Córdoba und vollzog die Heirat in seiner Abwesenheit. Nach seiner Rückkehr wollte sich Pelayo dies nicht gefallen lassen und plante einen Aufstand. Als die Muslime das merkten, wollten sie ihn verhaften, doch gelang ihm die Flucht. Darauf versammelte seine Anhänger in einer entlegenen Berggegend Asturiens und ließ sich von ihnen im Jahre 718 zum König wählen. Anscheinend erst vier Jahre später, 722, unternahmen die Muslime einen energischen Versuch, die Rebellion zu unterdrücken; es kam zur Schlacht von Covadonga, eine Felsenhöhle am Fuß des Berges Auseba südöstlich von Cangas de Onís, wo sich eine westgotenzeitliche Felsenkirche befand. Jedenfalls scheiterte dort ein Versuch muslimischer Truppen, die Streitmacht Pelayos zu vernichten und Cangas de Onís wurde zur Hauptstadt des Widerstandes. In den folgenden Jahren dehnte Pelayo von dort aus seinen Machtbereich schrittweise aus, ohne dass die Muslime ihn daran hindern konnten oder wollten und die Reconquista begann.
http://de.wikipedia.org/wiki/Pelayo (eingesehen am 16.05.2012).

[58] Beato de Liébana, Sancti Beati presbyteri hispani Liebanensis in Apocalypsin ac plurimas. Ed. Enrique Flórez (Madrid 1770).

[60] Stierlin, Die Visionen der Apokalypse, S. 49-86.

[61] Fried, Das Mittelalter, S. 139.

[62] Von den Brincken, Mappa mundi, S. 28.

[63] Gregor der Große, geboren um 540 in Rom, gestorben am 12. März 604 in Rom, war von 590 bis 604 Papst Gregor I.. Er ist der jüngste der vier großen lateinischen Kirchenlehrer der Spätantike.
http://de.wikipedia.org/wiki/Gregor_der_Gro%C3%9Fe (eingesehen am 16.05.2012).

[64] Tyconius war ein donatistischer Bischof und Kirchenschriftsteller, der in der 2. Hälfte des 4. Jahrhunderts in Nordafrika lebte. Über sein Leben ist nicht viel bekannt, nur ein Brief des Parmenianus, eines donatistischen Bischofs von Karthago. Dieser Brief ist durch eine Widerlegung des Augustinus überliefert. Augustinus zufolge wurde Tyconius nach Auseinandersetzungen mit Parmenianus aus der donatistischen Gemeinde ausgeschlossen. Auch sein Kommentar zur Offenbarung des Johannes ist nicht erhalten, lässt sich aber aus Zitaten in anderen Apokalypsen-Kommentaren, vor allem in dem des Beatus von Liébana, zum Großteil rekonstruieren. Sein erhaltenes Hauptwerk sind die sieben Bücher der Regeln (De septem regulis, in Patrologia Latina XVIII, 15-66), die von Augustinus zitiert werden. Der Donatismus (nach Donatus von Karthago, 315 bis 355 Primas der Donatisten) war eine nordafrikanische Abspaltung von der westlichen christlichen Kirche im 4. und 5. Jh., die eine eigene theologische Reflexion über die Kirche, über ihr Wesen und ihre Bedeutung in der Heilsgeschichte im Kontext von Gottes Wirken. entwickelt hatte. http://de.wikipedia.org/wiki/Tyconius (eingesehen am 16.05.2012).

[65] Inge Vialon, Die Evangelisten- und Engeldarstellungen zum spanischen Apokalypsen-Kommentar des Beatus von Liébana in der Morgan-Handschrift 644 (ungedr. geisteswiss. Diplomarbeit, Wien 1996), S. 11-12.

[67] Aufbewahrungsort: Bibliotheque Nationale, MS. Lat. 8878, Folio 45v und 46r, Paris.

[68] Von den Brincken, Mappa mundi, S. 39.

[69] Peter Barber, Das Buch der Karten. Meilensteine der Kartographie aus drei Jahrtausenden (Darmstadt 2006), S. 44.

[70] Von den Brincken, Mappa mundi, S. 39.

[71] Ebd.

[73] Enrique Campuzano, Beato de Liébana en la Memoria. Tres exposiciones recuperan la figura del teólogo y erudito del siglo VIII. In: La Revista de Cantabria, Nr. 125 (2006), S. 46-54.

[75] Anna-Dorothee von den Brinken, Kosmographische Betrachtungen bei den Kirchenvätern, auf mittelalterlichen Mönchskarten und bei Gerhard Mercator. In: Thomas Szabó (Hg), Studien zur Universalkartographie. Veröffentlichungen des Max-Planck-Instituts für Geschichte, Band 229 (Göttingen 2008), S. 507.

[76] Barber, Das Buch der Karten, S. 44.
http://tudigit.ulb.tu-darmstadt.de/show/inc-v-1/0196?sid=7c2b9762e0cc39cbf3db2e4128137e8a (eingesehen am 10.05.2012).

[78] Übersetzung mit http://translate.google.at/?hl=de&tab=wT am 12.05.2012.

[81] Anna-Dorothee von den Brincken, Fines Terrae. Die Enden der Erde und der vierte Kontinent auf mittelalterlichen Weltkarten. In: Monumenta Germaniae Historica Schriften, Band 36 (Hannover 1992), S. 56-57.

[82] Ingrid Baumgärtner, Stefan Schröder, Weltbild, Kartographie und geographiche Kenntnisse. In: Johannes Fried, Ernst-Dieter Hehl (Hg.), Weltdeutungen und Weltreligionen 600 bis 1500. In: WBG Weltgeschichte. Eine globale Geschichte von den Anfängen bis ins 21. Jahrhundert, Band III (Darmstadt 2010), S. 67.

[83] Michael Borgolte, Kommunikation – Handel, Kunst und Wissenstausch. In: Johannes Fried, Ernst-Dieter Hehl (Hg.), WBG Weltgeschichte. Weltdeutungen und Weltreligionen 600 bis 1500, Band III (Darmstadt 2010), S. 53-54.

[87] Theodulf von Orléans, geboren um 750/60 vermutlich bei Zaragoza und gestorben 821 in Le Mans oder Angers, war ein westgotischer Gelehrter und Dichter, Berater Karls des Großen, Erzbischof von Orléans und Abt von Fleury. (http://de.wikipedia.org/wiki/Theodulf_von_Orl%C3%A9ans, eingesehen am 28.05.2012).

[89] Alexander Vidier, La Mappemonde de Théodulfe et la Mappemonde de Ripoll (IXe – XIe Siécle). In: Ernest Leroux (Hg.), Bulletin de Géographie historique et descriptive, Nr. 3 (Paris 1911), S. 283.

[90] Von den Brincken, Fines Terrae, S. 59.

[91] Vidier, La Mappemonde de Théodulfe, S. 289.

[92] Rudolf Simek, Altnordische Kosmographie. Studien und Quellen zu Weltbild und Weltbeschreibung in Norwegen und Island vom 12. Bis zum 14. Jahrhundert. In: Heinrich Beck, Herbert Jankuhn, Reinhard Wenskus (Hg.), Ergänzungsbände zum Reallexikon der Germanischen Altertumskunde, Band 4 (Berlin/New York 1990), S. 109.

[93] Von den Brincken, Fines Terrae, S. 59-60.

[94] Leo Barlow, Geschichte der Kartographie, S. 51-52.

[96] http://de.wikipedia.org/wiki/Mappa_mundi (eingesehen am 02.04.2012).

[97] http://www.cresquesproject.net/ (eingesehen am 28.05.2012).

7.2. Meine Meinung zu Wikipedia

Auf Grund dieser Lehrveranstaltung und der unterschiedlichen Meinungen unserer Professoren übers Zitieren via Wikipedia, habe ich mich einem Selbsttest unterzogen. So habe ich eine Hausarbeit für einen Professor und Spitzenwissenschaftler der alten Schule mit sehr vielen Wiki-Zitaten geschrieben, sowie eine Hausarbeit mit fast keinen Wiki-Zitaten für eine junge Professorin, die gerade versucht, uns die Zitiertechniken beizubringen.

Beide haben meine Wiki-Zitate aus folgenden Grund gar nicht mögen:

a) Der Weg der Erkenntnis eines Wiki-Autors sind nicht immer nachvollziehbar und man weiß nicht, aus welchen Quellen er/sie schöpft. Hingegen muss ein, in einer Fachzeitschrift oder in einem Buch publizierter Aufsatz oder These immer mit den angegebenen Quellen für andere Wissenschaftler nachvollziehbar und der Autor erkenntlich sein. Studenten, als wissenschaftlicher Nachwuchs sollten somit nicht nur üben, Fragen und Thesen selbstständig auszuarbeiten und zu publizieren, sondern auch lernen, von anderen Autoren verwendete Quellen, kritisch auf ihre Nachvollziehbarkeit zu überprüfen d.h. Rezensionen zu schreiben.

b) Die Wiki-Texte sind meist sehr annehmbar und leicht lesbar geschrieben und verführen daher zum raschen copy & paste, d.h. junge, angehende Wissenschaftler werden verleitet, den Text in ihre Arbeiten einfach hineinzukopieren und würden damit mühsam vermittelte Zitierregeln verlernen und verletzen.

c) Dabei bleibt, nach Auskunft meiner Lehrenden, nicht nur das kritische Nachdenken und Hinterfragen sowie das eigene Ausformulieren von Texten auf der Strecke, sondern auch die Texte bzw. Arbeiten schwellen an, sie blasen sich auf.

Verbunden mit der hier vorgeschlagenen kritischen Betrachtung über den Sinn und Unsinn von Wikipedia, kann ich die Bedenken meiner Professoren sehr gut verstehen, zumal ich der copy & paste Verführung mehr als einmal erlegen bin. Dennoch und wie ich bereits in vorherigen Postings erwähnte, hat sich mein Recherchieren für wissenschaftliche Arbeiten dank Wikipedia unglaublich verbessert. Vor allem das Prinzip der Serendipity sorgt bei mir immer wieder für WOUW-Effekte bei der Suche und dem Finden von interessanten thematischen Teilaspekten. Der physische Basis-Recherche in Referenzwerken (z. B. Lexika) in realen Bibliotheken zu Beginn einer Arbeit, voll mit zig anderen Studenten und um jeden Studierplatz kämpfend (so mir in letzter Zeit einige Male in der Nationalbibliothek und UB!), ist die ruhige und wohnliche Atmosphäre des eigenen Studierplatzes zu Hause bei weitem vorzuziehen!

Da ist Wikipedia unschlagbar! Es orientiert mich thematisch, hilft mir, mögliche vertiefende Recherchewege zu skizzieren und dank des Serendipity-Effekts bringt es mich durchaus an neue thematische Ufer bzw. Betrachtungsweisen, die meine Arbeit dann auch bereichern. Auch wenn ich unter Zeitdruck stehe, kann das copy & paste (natürlich mit textueller Nachbearbeitung!) mich rascher und termingerechter weiterbringen.

Auf der anderen Seite habe ich mich selbst beobachtet, wie ich bei copy & paste nicht immer gründlich (leider manchmal auch gar nicht) nachgearbeitet hatte und wie sich meine Texte immer mehr aufblähten, weil das und das und das ja auch noch hinein sollte. Tja und dann habe ich manchmal auch den roten Faden verloren, war thematisch plötzlich ganz woanders; und besonders kritisch habe ich die kopieren Texte auch nicht wirklich betrachtet, so á la „wird eh schon stimmen – ist ja ein Lexikon“.

Dennoch – ich liebe Wikipedia und wenn ich etwas im privaten Bereich wissen oder suchen muss, denn ist es stets eine hilfreiche informative Quelle! Keine elendlange Brockhaus-Reihe verstellt mir Platz im knapp bemessenen Bücherregal.

Auch liebe ich Wikipedia für meine Uni-Arbeiten, weil es easy zu verwenden und eine gute Recherchebasis für meine manchmal komplizierten Hausarbeitsthemen sind. Es orientiert mich, hilft mir oft bessere Texte als meine eigenen Worte zu finden und in der Referenzlink-Liste der jeweiligen Artikeln verlinkt es mich ins weltweite Netz zu Datenbanken, Online-Bibliotheken und sonstigen Homepages, von deren Existenzen ich vorher nie etwas geahnt oder nach denen ich je gesucht hätte!

In meinem wissenschaftlichen Arbeiten hat Wikipedia meinen Wissens- und Recherchehorizont sehr erweitert, denn ich habe dadurch die Online-Recheche erst kennen- und schätzen gelernt, aber es hat mir auch meine Grenzen aufgezeigt. Nicht alles steht im Netz und nicht alles steht richtig im Netz, so auch in Wikipedia.

Und ich muss meinen Professoren recht geben, dass ich, wenn ich lernen will, wissenschaftlich zu arbeiten, zuerst das Handwerk eines Historikers zu erlernen habe, um später mit den Informationen auf Wikipedia und im Netz kritischer und selektiver umgehen bzw. diese virtuellen Informationsquellen selbst mitgestalten zu können.

Zusammenfassende möchte ich festhalten, dass Wikipedia sehr wohl zitierfähig ist und dass das Zitieren

1. wirklich wie bei jedem anderen Lexikon als Quelle auch gemacht gehört, denn viele verwenden, zitieren aber Wiki nicht.

2. mit Maß und Ziel durchaus eingesetzt werden kann und soll, wie z. B. biographische oder allgemein gültige Daten.

3. bei inhaltlichen Themen/Informationen, die sonst entweder veraltert in Büchern oder gar nirgends aufbereitet zu finden sind, wirklich Sinn macht und so wie jede andere Textquelle auch zitiert gehört.

4. das kritische Hinterfragen und wissenschaftliche Können eines jeden von uns angehenden HistorikerInnen herausfordern sollte.

7.1. Korrektur zur Zeitschriftenrecherche

C) Zu meinem gefunden Artikel über neue Dokumentationen zu den Beatus-Handschriften konnte ich in der Elektronischen Zeitschriftenbibliothek die spanische Zeitschrift für Archive, Bibliotheken und Museen nicht aufgelistet finden.

Hingegen war sie via dem Teilkatalog Zeitschriften und Serien des Österreichischen Bibliothekenverbunds  zwar in Wiener Bibliotheken zu finden (ÖNB, MAK, UB), aber nur vor Ort auszuleihen. Dank des Verweises der Bibliothek des MAK, online via Google zu suchen, konnte ich die Zeitschrift zwar online (pdf) finden, aber meine gesuchte Ausgabe (Band 81, 1978) war nicht dabei.

7.1. Weitere Datenbanken durchforsten

A) Folgende Schlagwörter habe ich in der Datenbank Historical Abstract eingegeben:

Beato – 34 Treffer, aber davon nur 1 Treffer zum Schlagwort Beato

Liébana – 5 Treffer, davon 1 Treffer zum Schlagwort Liebana

Mappae mundi – 3 Treffer, aber kein verwertbares Abstract

Valcavado – 1 Treffer, siehe Schlagwort Beato

Middle Ages/Mapping – 14 Treffer, aber nichts zum Thema

Isidor of Seville – kein Treffer, auch nicht Isidor of Seville/Mapping

B) Offensichtlich ist das Finden des richtigen Schlagwortes in der jeweiligen Datenbank eine Wissenschaft für sich, denn jede Datenbank reagiert auf ein bestimmtes Schlagwort anderes. Auch bedeutet ein Treffer noch nicht, dass er das Thema beinhaltet, z. B. waren bei meiner vorgeschlagenen Auswahl zu Beato noch jede Menge Themenfremdes dabei – siehe EBSCO Auswahl. Da muss man sich schon auch noch online durchlesen, ob es passt.

C) Im Teilkatalog Zeitschriften und Serien des Österreichischen Bibliothekenverbunds habe ich dann folgende Artikeln bzw. Rezessionen gefunden:

Schlagwort Beato Referenz UBW01

Schlagwort Liébana OBV Revista de archivos, bibliotecas y museos

In der Elektronischen Zeitschriftenbibliothek konnte ich keine Treffer landen.

6. Welche Datenbanken können für mein Thema interessant sein?

In der Datenbankliste der Universitätsbibliothek die richtige Richtung zu finden, ist schwer, denn die Auswahl ist gross. Das kartographische Thema – ist es ein historisches Thema? Ja, aber es fliessen auch religiöse und geographische Aspekte hinein. Ich beginne also die Datenbanken abzugrasen:

UB MetaLib Datenbanken

Unter Historische Wissenschaften zum Stichwort „Kartographie“ und „Mappa mundi“ gab es 5 Treffer, wobei sich im „Project Muse“ keine verwertbaren bibliographischen Referenzen fanden und trotz vpn-Zugang kam ich in die beiden anderen e-Journals nicht hinein.

In Theologie und Religionswissenschaften waren ebenso keine auf Kartographie oder alte Weltkarten bezogene Treffer zu lukrieren.

In Geowissenschaften/Astronomie fanden sich zwar 31 bibliographische Treffer, aber allesamt nicht für meinen Schwerpunkt „Mittelalterliche Weltkarten“ zu gebrauchen.

Ich versuchte es noch über die Meta-Suche, aber zu den 39 Treffer konnte ich keine bibliographischen Informationen zum 6. bzw. 7. Jh. n. Chr. herausfiltern. Dann fand ich endlich mit dem Schlagwort „Beatus von Liebana“ via Meta-Suche einen wirklich wichtigen Artikel – der war aber wieder versperrt, weil man da auch wieder um drei Ecken sich über die Uni Wien einloggen müßte und ich nicht heraus finden konnte wie… Ich muss schon sagen, dass die ganze Datenbank-Suche via Unibibliothek sehr mühsam ist, denn zuerst war ohne Uni-vpn-Zugang gar nichts möglich, dann klappte die Suche via vpn nur sehr holprig und am Schluss waren die Ergebnisse zwar teilweise sehr interessant, aber nochmals versperrt und das war mir dann doch zu kompliziert und zeitraubend.

DBIS der ÖNB

Wie schon mit der Übersicht von Datenbanken, verlinkt mit der UB, war ich auch hier von der Fülle an Links überfordert, aber da es sich um ein spanisches Thema handelt, beschloss ich mich auf die spanischen Datenbanken zu beschränken und bearbeitete folgende Links:

Base de datos de libros editados en España

La Biblioteca de las Culturas Hispánicas

Online-Katalog der katalanischen Bibliothek in Barcelona

Catálogo Colectivo del Patrimonio Bibliográfico Español

Die spanische Nationalbibliothek und digitale Sammlung

Die somit erzielten bibliographischen Informationen decken sich mit meinen bisherigen Ergebnisse zu Beatus von Liebana, usw. via Internet über Google, DuckDuckgo, bing, etc.

5. Recherche im Katalog des Österreichischen Bibliothekenverbundes

Folgende, der vorhergehenden Suche identen Schlagworte wurden von mir bei der online Recherche via OBV Suche eingegeben:

Mappae Mundi – österreichweit 29, Wien 26

Beatus von Valcavado – österreichweit 51, Wien 18

Beato – österreichweit 496, Wien 297

Beatuskarte – österreichweit 1, Wien 1

Liébana – österreichweit 88, Wien 44

Isidor von Sevilla – österreichweit 195, Wien 128

Geschichte der Kartographie – österreichweit 1174, Wien 1581

Geschichte der Kartographie Mittelalter – österreichweit 88, Wien 64

Neu dazu kam das Schlagwort Beatus von Liébana mit 70 Ergebnisse, davon 34 in Wien. In den Referenzwerken der besuchten Bibliothek war kein einziger Treffer.

Insgesamt war meine Online-Suche sehr viel erfolgreicher! Angenehm waren auch die weiterführenden Informationen in der rechten Spalte und so konnte ich einiges auf die Region Wien einschränken. Natürlich waren auch ein paar doppelte bzw. sich überschneidende Informationen darunter und beim Schlagwort „Geschichte der Kartographie“ mußte ich natürlich das zusätzliches Wort „Mittelalter“ bzw. Epoche eingeben, um die Vielzahl an Treffern zu reduzieren.

Auch sagen die Treffer nichts über die Brauchbarkeit bzw. den Inhalt des Buches oder Artikels für die eigene Arbeit aus. So müßte ich das ganze auch noch auf realem Wege von angegebenen Standort zu Standort abarbeiten…

Nachdem ich aber bereits an der Arbeit schreibe, waren sehr viele Treffer auf meiner Literaturliste abgearbeitet, aber 3 Bücher habe ich dank dieser Übung noch finden und reservieren können.

4. Referenzwerke und meine Einschätzung zu den Ergebnissen meiner Suche

Da ich mich mit dem Thema Mappae mundi d.h. mit mittelalterlichen Weltkarten befasse und an einer Arbeit über Beatus von Liébana schreibe, traf es sich sehr gut, dass ich für diese Übung in Referenzwerken einer Präsenzbibliothek zu recherchieren hatte.

Derzeit ist mein Arbeitsstützpunkt der ÖNB-Lesesaal der Kartensammlung, denn es ist sehr ruhig, fast niemand stört meine Lernkreise und das Bibliothekspersonal ist sehr nett– nur ein Getränkeautomat (Tee, Kaffee, Kakao) fehlt mir dort noch zu meinem Bibliotheksglück…

Die Übung kam mir auch sehr gelegen, weil ich sonst nicht in diesen ganzen Regalen voller Nachschlagewerke gestöbert hätte. So fühlte ich mich in meine gute alte Studienzeit vor x Jahren zurückversetzt und da kamen alte Erinnerungen an riesige Wälzer in endlosen Reihen, erdrückend viele Lexika zurück…

Wo anfangen? Welches Schlagwort? Denn jedes Schlagwort ist mit Bücher suchen, schleppen und wieder richtig zurückstellen verbunden. Ein kleines Work-out also und so will das Suchwort wohlüberlegt sein. Nicht zu vergleichen mit der Suche am PC, denn mit einem Klick auf „suche“ geht es los und mit der Delete-Taste verschwindet das Gefundene wieder im Datennirwana und die Suche kann mit einem neuen Wort von vorne beginnen. Ja, ich bin faul und bequem.

Also gehe ich die Bücherreihen durch, nehme ein dickes Buch nach dem anderen heraus, blättere, findet etwas oder auch nicht, notiere das Gefundene und stelle den Wälzer wieder ins Regal zurück. Für diese zweistündige sportliche Betätigung war aber mein Ergebnis eher dürftig.

Abgesehen davon, dass ich nicht sehr viele verwertbaren Literaturverweise finden konnte, war ich auch mit meinen Schlagwörtern nicht sehr erfolgreich – oder nicht kreativ genug?

Wenn ich online recherchiere, führt mich oft ein spontaner Klick auf ein nicht ganz themenverwandtes Wort zu sehr interessanten Verknüpfungen, die wieder mit meinem Thema zu tun haben. Ganze virtuelle Wissensspeicher tun sich dabei auf.

Hier war es eher umgekehrt, denn in fast allen Nachschlagewerken stand dasselbe und die Infotexte, meist gespickt mit Abkürzungen, lasen sich mehr wie SMS. Es war nicht sehr inspirierend. Die in den Kurztexten ausgewiesene weiterführenden Referenzen verwiesen sich gegenseitig – ich drehte mich also im Recherchekreis und here are the results:

Verwendete Nachschlagewerke:

Bollmann Jürgen, Wolf Günther Koch (Hg), Lexikon der Kartographie und Geomatik in zwei Bänden, Erster Band A bis Karti (Heidelberg/Berlin 2001).

Der Brockhaus in fünf Bänden, Band 1: A-Einh, (Leipzig/Mannheim 2000).

Der Brockhaus in fünf Bänden, Band 3: Ip-Mus, (Leipzig/Mannheim 2000).

French Josephine (Hg), Tooley`s Dictionary of mapmakers, Band A-D (Tring 1999).

French Josephine (Hg), Tooley`s Dictionary of mapmakers, Band E-J (Tring 1999).

Klemp Egon, Beatus-Karte. In: Ingrid Kretschmer, Johannes Dörflinger, Franz Wawrik, Lexikon zur Geschichte der Kartographie. Von den Anfängen bis zum ersten Weltkrieg. Die Kartographie und ihre Randgebiete Band C/1 (Wien 1986).

Lexikon der Geowissenschaften in sechs Bänden. Dritter Band Instr bis Nor (Berlin 2001).

Tietze Wolf (Hg), Westermann Lexikon der Geographie, Band I A-E (Braunschweig 1970).

Tietze Wolf (Hg), Westermann Lexikon der Geographie, Band II F-K (Braunschweig 1970).

Tietze Wolf (Hg), Westermann Lexikon der Geographie, Band III L-R (Braunschweig 1970).

Von den Brinken Anna-Dorothee, Isidor von Sevilla. In: Ingrid Kretschmer, Johannes Dörflinger, Franz Wawrik (Hg), Lexikon zur Geschichte der Kartographie. Von den Anfängen bis zum ersten Weltkrieg. Die Kartographie und ihre Randgebiete Band C/1 (Wien 1986).

Woodward David, Medieval mappaemundi. In: J. B. Harley, David Woodward (Hg), The History of Cartography. Cartography in Prehistoric, Acient, and Medieval Europe and the Mediterranean, Band 1 (Chicago/London 1987).

Folgende Schlagwörter und ihre Ergebnisse:

Mappae Mundi

David Woodward, Medieval mappaemundi. In: J. B. Harley, David Woodward (Hg), The History of Cartography. Cartography in Prehistoric, Acient, and Medieval Europe and the Mediterranean, Band 1 (Chicago/London 1987), S. 286-370.

Beatus von Valcavado

Wolf Tietze (Hg), Westermann Lexikon der Geographie, Band I A-E (Braunschweig 1970), S. 381.

Beato

Josephine French (Hg), Tooley`s Dictionary of mapmakers, Band A-D (Tring 1999), S. 103.

Beatuskarte

Jürgen Bollmann, Wolf Günther Koch (Hg), Lexikon der Kartographie und Geomatik in zwei Bänden, Erster Band A bis Karti (Heidelberg/Berlin 2001), S. 70.

David Woodward, Medieval mappaemundi. In: J. B. Harley, David Woodward (Hg), The History of Cartography. Cartography in Prehistoric, Acient, and Medieval Europe and the Mediterranean, Band 1 (Chicago/London 1987), S. 302-304.

Egon Klemp, Beatus-Karte. In: Ingrid Kretschmer, Johannes Dörflinger, Franz Wawrik, Lexikon zur Geschichte der Kartographie. Von den Anfängen bis zum ersten Weltkrieg. Die Kartographie und ihre Randgebiete Band C/1 (Wien 1986), S. 72-74.

Isidor von Sevilla

Wolf Tietze (Hg), Westermann Lexikon der Geographie, Band II F-K (Braunschweig 1970), S. 560.

Der Brockhaus in fünf Bänden, Band 3: Ip-Mus, S. 2142.

Josephine French (Hg), Tooley`s Dictionary of mapmakers, Band E-J (Tring 1999), S. 412.

Jürgen Bollmann, Wolf Günther Koch (Hg), Lexikon der Kartographie und Geomatik in zwei Bänden, Erster Band A bis Karti (Heidelberg/Berlin 2001), S. 411.

Geschichte der Kartographie

Wolf Tietze (Hg), Westermann Lexikon der Geographie, Band II F-K (Braunschweig 1970), S. 191.

David Woodward, Medieval mappaemundi. In: J. B. Harley, David Woodward (Hg), The History of Cartography. Cartography in Prehistoric, Acient, and Medieval Europe and the Mediterranean, Band 1 (Chicago/London 1987), S. 301-302.

Anna-Dorothee von den Brinken, Isidor von Sevilla. In: Ingrid Kretschmer, Johannes Dörflinger, Franz Wawrik (Hg), Lexikon zur Geschichte der Kartographie. Von den Anfängen bis zum ersten Weltkrieg. Die Kartographie und ihre Randgebiete Band C/1 (Wien 1986), S. 330-331.

Liébana (Beatus von) konnte ich nirgends finden, obwohl er in der einschlägigen Fachliteratur unter diesem Namen sehr viel bekannter ist als Beatus von Valcavado (siehe oben).

3.2. Zum Thema passende interessante Forschungseinrichtungen

Bei Infonet bin ich über das Schlagwort Kartographie neben verschiedenen österreichischen Stadt- und Landesarchiven zur mir bereits sehr bekannten Nationalbibliothek gekommen. dort konnte ich zwar einige Bücher über mein Thema herausfiltern, aber eine Beatuskarte war nicht dabei.

Anhand der Buchreferenzen konnte ich dennoch erkennen, dass es in der Staatsbibliothek zu Berlin ein Manuskript bzw. eine Abschrift geben müßte. Als auf zum Institutionenverzeichnis bei Clio Online!

Dort wurde ich fündig und sofort machte ich mich auf die Suche im Katalog.

Siehe da, ich fand das gesuchte Manuskript, in dem meine Karte sich befinden könnte, allerdings kann man es nur vor Ort im Lesesaal studieren, online war es nicht zugänglich.

Also habe ich meine Suche internationalisiert und wurde zuerst einmal auf eine Edition in der französischen Nationalbibliothek aufmerksam. Interessant, aber keine Karte. Obwohl über die Jahrhunderte mehrere Abschriften entstanden, wirkte Beatus von Liébana nachweislich im Königreich Asturien und so suchte und fand ich ein Manuskript in der spanischen Nationalbibliothek.

Auf den bibliographischen Spuren meines Themas fehlten mir nur noch Bilder dazu und ich machte mich auf die Suche nach einem digitalisierten Exemplar eines Manuskripts bzw. Abschrift Beatus von Liébana. Ich fand schließlich ein Manuskript, aber ob es die richtige Karte beinhaltet, ist noch Inhalt meines Studiums der 317 Manuskriptseiten…